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Special: Cyberpunk 2077 Cosplay Contest – Tingilya Cosplay: Ein Blick hinter die Kulissen

© Arndt von Koenigsmarck

Im Juni vergangenen Jahres startete der polnische Entwickler CD Projekt Red den ersten offiziellen Cyberpunk 2077 Cosplay Contest und richtete sich an die Bastler aus der ganzen Welt. Die Aufgabe bestand darin, ein eigenes Cosplay zu entwerfen, welches durch die Welt von Cyberpunk 2077 inspiriert war und einen Charakter des Cyberpunk-Universums in die reale Welt holt.

Die Qualifizierung für das große Finale und somit die Chance auf den ersten Platz wurde den Teilnehmern des Wettbewerbs neben der Einsendung des eigenen Entwurfs in digitaler Form, auch im Rahmen von Bühnenauftritten während großer Gaming-Messen wie der Gamescom 2019 ermöglicht. Im Dezember vergangenen Jahres gab die Fachjury dann die insgesamt zwölf Finalisten bekannt, welche wir in unserem entsprechenden Artikel zusammen gefasst haben.

Aufgrund der weltweit anhaltenden Corona-Epidemie mussten die Pläne für das große Finale jedoch 2020 kurzfristig geändert werden. Die Gewinner des Cyberpunk 2077 Cosplay Contests wurden somit nach ausgiebiger Sichtung und Beurteilung der Beiträge von der Wettbewerbsjury ernannt. Der Wettbewerb gipfelte schließlich zur Night City Wire Episode 4. Vor dessen Ausstrahlung wurden die Finalrunden-Beiträge der Teilnehmer im Rahmen eines Livestreams auf dem offiziellen Twitch-Kanal von Entwickler CD Projekt Red vorgestellt und die ersten drei Platzierungen bekannt gegeben.

Auf den ersten Platz und somit als Sieger hervorgehend schaffte es die talentierte Cosplayerin Mirjam Piuk, besser bekannt als Tingilya Cosplay. Sie erschuf in monatelanger harter Arbeit ein Cosplay zum Maelstrom-Gang-Mitglied Dum Dum und damit hereingehen eines der technisch anspruchsvollsten Kostüme. Erwähnenswert ist hierbei, dass sie nicht nur viel Herzblut in das Projekt fließen ließ. Sie entledigte sich sogar ihrer geliebten Haarpracht, um die bestmögliche Darbietung zu schaffen.

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Ein Blick hinter die Kulissen: So holt Tingilya Cosplay den Cyberpunk 2077 Charakter Dum Dum in die reale Welt

Wir von MyCyberpunk wagen nicht nur einen Blick hinter die Kulissen des Cyberpunk 2077 Cosplay Contests, sondern bieten unseren Lesern nun auch einen Blick auf die Entstehung des Gewinner-Kostüms. Wir sprachen in einem exklusiven Interview mit Tingilya Cosplay und verschafften uns darüber hinaus einen genauen Überblick über den Entstehungsprozess der vergangenen Monate. In diesem Artikel beleuchten wir diesen Prozess und die einzelnen Arbeitsschritte, welche in insgesamt sieben Monaten nötig waren, um das Dum Dum-Cosplay zu verwirklichen.

Bei den einzelnen Bestandteilen des eigentlichen Kostüms arbeiten wir uns von unten nach oben vor. Die weiteren Cosplay-Accessoires folgen zum Ende, denn das Beste kommt bekanntlich zum Schluss.

Die Schuhe, Hose & Gürtel des Dum Dum Cosplays

Um die Form der Stiefel den Anforderungen entsprechend zu gestalten, wurden diese mit Schaumstoff überzogen und in Form gebracht. Nach einer dreischichtigen Grundierung folgte dann der passende „Anstrich“ mit Acrylfarben. Bei der ersten Version des Schuhwerks wurden die seitlich positionierten Clips nach der virtuellen Modellierung mithilfe eines 3D-Druckers gedruckt und anschließend durch einen Nass-schleif-Prozess in die finale Form geschliffen. Nach einem Redesign wurden hierfür funktionale kleine Spanngurtclips verwendet, was die kleinen Magnete zum Schließen erübrigte.

Auch die Schuhsohlen wurden mit einem 3D-Drucker gedruckt. Nachdem diese in passende Form geschliffen wurden, konnte eine Silikonform angefertigt und die Schuhsohlen schließlich gegossen und geformt werden. Ein entsprechender Spezialkleber sorgte schließlich für die perfekte Haftung am restlichen Schuhwerk. Abgerundet wurden die Schuhe schließlich mit eigens angefertigten Metallstreifen, welche aus dem Thermoplast Worbla gefertigt und anschließend metallisch lackiert und auf die Außenseite aufgebracht wurden.

Bei der Hose ließ sich Mirjam von einem Schnittmuster aus der Burda-Zeitschrift inspirieren, welche Sie den eigenen Bedürfnissen entsprechend ein wenig abänderte. Der obere Teil ist aus dickeren schwarzen Stoff und der untere Bereich mit leicht glänzendem Kunstleder gefertigt.

Für die weiteren Details, wie Hosentaschen oder Befestigungsmöglichkeiten, wurden übrig gebliebene Stoffstücke zurecht geschnitten und per Hand angenäht. Für den Gürtel kombinierte Mirjam Schaumstoff und einen Ledergürtel, welcher passend zusammengenäht wurde. Ein passender Cyberpunk 2077 Look wurde der Hose schließlich mithilfe von Airbrush verpasst.

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Das Herzstück: Der Dum Dum-Oberkörper

Neben der Maske, welche wir weiter unten vorstellen, gilt der Körper samt entsprechender „Cyberware“ als Herzstück und absoluter Hingucker des Cosplays. Im ersten Schritt wurde die Cyberware, welche Dum Dum im Videospiel in seinem Körper trägt, mit entsprechender Software auf Grundlage des Spielmaterials virtuell modelliert.

Im nächsten Schritt wurden die insgesamt 85 Hardwareteile mit einem Kunstharz-Drucker (die kleineren Teile) sowie einem 3D-Drucker (die größeren Teile) gedruckt. Im folgenden Schritt wurden die Cyberware-Modelle in entsprechende Form geschliffen, mit Airbrush farblich passend gestaltet und schließlich verkabelt.

So weit, so gut. Nun musste jedoch ein Körper her, welcher die Hardware auch trägt. Die Herstellung für diesen zählt zu einem der aufwendigsten und zeitintensivsten Arbeitsschritte bei dem Dum Dum Cosplay. Damit nicht genug war die Herstellung des Silikon-Körperanzugs eine völlig neue Erfahrung für Mia und somit eine wahre Herausforderung (welcher sie sich stellte).

Für den Dum Dum-Körper stand Mirjam selbstverständlich selbst Modell, sie sollte diesen im Anschluss schließlich auch tragen. Bei diesem Arbeitsschritt benötigte sie die Hilfe ihres allzeit hilfsbereiten Freundes Luke, welcher übrigens selbst zu den Cosplayern zählt und ebenfalls die erforderliche Erfahrung mit sich bringt. Er wickelte sie (vermutlich mit großer Freude) mit entsprechend präpariertem Gipsverband ein. Nach dem Trocknen wurde die Schale dann vorsichtig geteilt und auf einem Ständer, ohne Mia im inneren, wieder zusammengefügt. Für die Stabilität sorgte in Form geschnittenes und geschichtetes Fiberglas.

Für die Modellierung des Körpers gingen gut drei Eimer Modelliermasse (Monsterclay) drauf, welche anschließend mit verschiedenen Details wie Venen oder Narben versehen wurde. Nachdem der Modellierprozess innerhalb zwei Wochen abgeschlossen war, wurden schließlich die Cyberware-Umrisse herausgearbeitet.

Bevor nun eine tragbare Silikon-„Jacke“ daraus entstehen konnte, musste eine Schale (Form) hierfür her. Diese wurde aus einigen Schichten Harz gefertigt, welche anschließend mit Fiberglas stabilisiert wurde. Nach Aushärtung und Reinigung war diese zur Befüllung mit dem Silikon bereit. Einmal ausgehärtet konnte der Silikonkörper nun in mehreren Schichten mit spezieller Silikonfarbe bemalt werden.

Mit einem Reißverschluss zum schließen der „zweiten Haut“ versehen, konnte nun die Cyberware an den vorgesehen Stellen der Silikonjacke eingeklebt werden. Als alles fertig war, bemerkte Sie jedoch, dass der Cosplay-Anzug im Bereich vom Nacken nicht perfekt sitzt. Auch das war kein Problem für die Cosplay-erfahrene Werklerin. Kurzerhand wurde auch der Nackenbereich gesondert im ähnlichen Verfahren herausgearbeitet.

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Das Highlight: Die Dum Dum-Maske

Als wahres Highlight des Dum Dum-Cosplays sticht besonders die LED-beleuchtete Maske hervor. Die Einzelteile wurden in Kleinstarbeit einzeln mithilfe eines 3D-Druckers gedruckt und schließlich mit Spezialkleber zusammengesetzt. Beim Tragen des Cosplays klebt sie sich dies ins Gesicht.

Mit einer einfachen Maske wollte Mia sich jedoch nicht zufrieden geben, so versah sie diese im letzten Schritt mit einer LED-Beleuchtung. Inspiration hierfür lieferte der Cyberpunk 2077 Gameplay-Trailer aus dem Jahr 2018. In einer gezeigten Szene der ersten Quests des Videospiels begegnet Protagonist V der Maelstrom-Gang. Dum Dum demonstriert nach einem kurzen Gespräch die Funktion des Spiderbots. Als er auf diese zugreift, wechselt die Farbe seiner Cyberware im Gesichtsbereich von blau zu rot.

Eben dieses coole Gimmick sollte nun auch das Kostüm des Schurken im realen Leben bieten. Im finalen Trailer des Cyberpunk 2077 Cosplay Contests wird diese LED-Spielerei eindrucksvoll demonstriert, als Mia eine Waffe (selbstverständlich nicht echt) an den Kopf gehalten wird. Sie dreht sich dem Angreifer schnurstracks entgegen und die Farbe der Augen wechselt per Knopfdruck von der blauen Beleuchtung auf eine rote. Der Kampfmodus ist somit aktiviert und dem Gegner kann der Gar ausgemacht werden.

Von Inhalern, Messern & Schusswaffen

Das eigentliche Kostüm war nun fertig und stand zum ersten Tragen bereit. Doch war Mirjam damit noch lange nicht fertig. In Fusion 360 entstand nun das Kampfmesser in digitaler Form und wurde ebenfalls mit dem Harzdrucker verwirklicht. Nach dem Schleifvorgang, um dieses in die passende Form zu bringen, folgte ein erster Anstrich mit schwarzer Spühfarbe. Die äußere Schicht folgte mit einer schwarzen Chrom-Airbrushfarbe. Beim Öffnen des Griffs offenbart das Kampfmesser die dort platzierten und ebenfalls selbst angefertigten Neurotoxin-Kapseln. Mit echtem Gift wurden diese selbstverständlich nicht versehen … oder doch?

Der Inhaler: Toller Dampf voraus!

Ebenfalls in erwähntem Cyberpunk 2077 Gameplay zu sehen, ist der Inhaler, mit welchem Dum Dum seinen Gesichtsbereich vernebelt. Um das nette Nebel-Gimmick zu verwirklichen, wurde das Modell zuerst in einer entsprechenden Software am Computer modelliert und anschließend mit einem Filament-Drucker verwirklicht. Die weiteren Details, wie der Totenkopf auf der Vorderseite, wurden mit einem Harzdrucker gedruckt und auf dem Inhaler aufgebracht.

Nach dem passenden „Anstrich“ mit roter Sprühfarbe, welche auch bei Fahrzeugen zum Einsatz kommt, wurde das Innenleben verkabelt und für die Stromversorgung mit Batterien ausgestattet. Nun konnte das Qualmen los gehen!

Die Schusswaffen: Kang Tao G-58 DIAN & Militech M 10AF Lexington

Auf einer Website für 3D-Druck-Vorlagen wurde Mia bezüglich der zum Cosplay passenden Schusswaffen-Attrappen fündig. Also die 3D-Modelle gedownloadet, den eigenen Bedürfnissen angepasst und mit dem Drucker gedruckt. Diese dann mit einem Dremel ausgehüllt und der Vorlagen entsprechend farblich mit Sprühfarben hergerichtet.

Ohne die verbaute Technik im Innenleben der Waffen zu nennen: In der Pistole verbaute die findige Werklerin einen Kolben, welcher beim Abfeuern einen kleinen Rückstoß auslöst und den einer echten Waffe in geschmälerter Wirkung imitiert. Für das Mündungsfeuer (den sogenannten Muzzle Flash) wurde zudem eine LED verbaut. Eine solche Liebe zum Detail sucht unserer Meinung nach definitiv seines Gleichen.

Weitere Feinheiten wie die Aufschrift auf den Waffen, wurden per Lasergravur auf der Oberfläche der Replikate eingebrannt. Gut dass sie in der Szene bestens vernetzt ist und ihr ein Bekannter seine Apparaturen hierfür zur Verfügung stellte. In unserem Interview demonstrierte die Cosplayerin uns kurz die Funktionsweise der Kang Tao, hier erhält man einen guten Eindruck von der guten Arbeit bei der Waffe. Bei der Programmierung berücksichtigte Mirjam sogar, dass das Magazin nicht unendlich viel Munition haben kann. Wurde der Auslöser zu oft gedrückt, muss das Magazin kurz heraus genommen und wieder hineingesteckt werden, damit erneut „gefeuert“ werden kann.

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Von Spinnen und Robotern: Der Spiderbot

Als ob das grandiose Cosplay samt Inhaler und Waffen nicht reichen würde, wollte Mirjam nun quasi als Kirsche auf der „Cosplay-Torte“ den Spiderbot aus dem Sci-Fi-Rollenspiel Cyberpunk 2077 ins reale Leben holen. Sie verbrachte sehr viel Zeit damit, den Spiderbot in digitaler Form zu konzipieren. Auf dem Konzeptbild ist dabei lediglich ein fertiges Bein zu sehen, da sich diese von der Machart nicht unterscheiden. Da der Spiderbot auch voll Bewegungsfähig sein sollte, wurde das Innenleben verkabelt und mit Servos ausgestattet.

Bei dem gesamten Bauvorgang wurde darauf geachtet, dass die äußeren sowie inneren Bauteile möglichst leicht blieben, denn schließlich musste sich das Metallspinnchen nach Fertigstellung per Fernlenkung nicht nur fortbewegen, sondern laut Planung auch die vorderen Ärmchen heben und senken können. Da sich die Zeit bis zum Ende des Cosplay-Wettbewerbs langsam dem Ende neigte und der Bot noch viel Arbeit abverlangte, entschied sich Sie sich dazu, die äußeren Bauteile aus schwarzen superleichten Kunstoffplatten zu fertigen, welche nicht mehr angestrichen werden mussten. Der Kopf des Spiderbots wurde schließlich mit einem Kameraobjektiv und weiteren LEDs ausgestattet, um diesem ein wenig „Leben einzuhauchen“.

Da sich die gesamten Arbeitsprozesse jedoch länger erstreckten, als geplant, und der Bot zur Abgabe des Teilnahmebeitrags leider nicht ganz fertig wurde, konnte dieser nicht mit in die Bewertung der Fachjury des Wettbewerbs einfließen. Doch Mirjam sollte als „kleinen Wermutstropfen“ schlussendlich doch den ersten Platz belegen und den Hauptgewinn, bestehend aus 15.000$, einem professionellen Fotoshooting für ein Magazincover, die Cyberpunk 2077 Collector’s Edition samt weiteren Game-Goodies sowie einer „hammermäßigen“ Trophäe (einer Cyberpunk 2077 Waffen-Replika) abräumen.

Wer sich die Beiträge der anderen Teilnehmer des Cyberpunk 2077 Cosplay Contests zu Gemüte führen möchte, kann sich diese auf der offiziellen Seite zum CD Projekt Red Wettbewerb anschauen. Dort sind auch die Cosplay-Leitfäden einiger der Hauptcharaktere des Videospiels sowie einigen Waffen aufgeführt, falls sich weitere Hobby-Bastler daran versuchen möchten.

Neben Cosplays, wurde auch PC-Hardware der passende Cyberpunk 2077-Look verpasst.

Schlusswort: Wir danken Mirjam Piuk alias Tingilya Cosplay für diese weitreichenden und tollen Einblicke in die Erschaffung des Dum Dum-Cosplays und dafür, dass wir diese Einblicke mit unseren Lesern teilen durften.

Übrigens: Das Action-Rollenspiel Cyberpunk 2077 erscheint am 10. Dezember 2020 für PC, Xbox One, PlayStation 4, Geforce Now sowie Google Stadia. Wer sich die Zeit bis zum Cyberpunk 2077 Release gerne mit Serien oder Filmen vertreiben möchte, sollte sich unsere Übersicht der besten Sci-Fi-Serien 2020 nicht entgehen lassen.